Am 26.09.2017 luden der Jugendhilfeausschuss und das Jugendamt des Landkreises Oder-Spree im Rahmen der Netzwerke „Frühe Hilfen“ zu einem Dialogforum auf die Burg in Storkow ein. Über 100 Anmeldungen aus der kommunalen und überregionalen Fachöffentlichkeit und Fachpolitik zeigten ein breites Interesse an diesem Thema.

Eröffnet wurde der Fachdialog durch den Amtsleiter des Jugendamtes, Herrn Martin Isermeyer. Er gab einen Rückblick auf die bisherigen Reformdebatten und regte zu einem offenen Austausch an. Die Eröffnungsrede von Herr Isermeyer finden Sie hier.

Herr Dr. Berger, Vorsitzender des Kreistages des Landkreises Oder-Spree, sprach die Grußworte, in denen er sich für das Engagement des Jugendamtes für Familien bedankte und den nun folgenden Referenten und besonderen Gast des Tages, Herrn Prof. Dr. Reinhard Wiesner, als „Papst des SGB VIII“ bezeichnete.

Herr Prof. Dr. Reinhard Wiesner ging insbesondere auf den Reformprozess ein, der bereits in den 70er und 80er Jahren begann. Er ging auf den mutmaßlichen Reformbedarf ein, stellte zentrale Themen in den Arbeitsentwürfen der neuerlichen Reformdiskussionen vor und lud dazu ein, den Entwurf zu diskutieren. Dabei brachte er seine Erfahrungen und Hypothesen zu den Auswirkungen einer möglichen Reform ein.

Seinen Vortrag finden Sie zum Nachlesen Präsentation Prof. Dr. Wiesner

Anschließend berichtete Réka Fazekas vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (DV) über das Dialogforum „Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe“, welches der DV im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) durchführt. Durch die erneute Rücknahme der Gesetzesvorlage von der Tagesordnung im Bundesrat am 22.09.2017 bliebe mehr Zeit für Diskussionen. Es wurden 4 AG´n gebildet, in denen 30-40 Teilnehmer aus unterschiedlichen Berufsfeldern zu den dort benannten Themenschwerpunkten diskutieren. Aus den diskutierten Inhalten dieser AG´n sollen Empfehlungen für die Bundesregierung abgeleitet werden.

„Der Deutsche Verein hat sich in der brisanten Debatte um die SGB VIII-Reform deutlich für die Interessen und Rechte von Kindern, Jugendlichen und ihre Familien positioniert. Wir sehen aber auch noch deutlichen Weiterentwicklungsbedarf, anerkennen gleichzeitig, dass für die ursprünglich geplante umfassendere Reform nun auch Gelegenheit zu einem intensiven Diskurs besteht“, sagt Johannes Fuchs, Präsident des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. (Quelle: Pressemitteilung „SGB VIII-Reform: Okay, aber zu kurz gesprungen“ vom 20.06.2017)

In der Folge wurde im Plenum mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert, welche Chancen und Risiken sie sehen, sollte die Reform in der bestehenden Fassung in Kraft treten. Hier sah man den Blick auf das Kind und sozialraumorientierte Ansätze als gestärkt an, lobte eine breitere Diskussionsmöglichkeit, gab aber auch zu bedenken, dass  Beteiligungsrechte von Eltern in Gefahr sein könnten. Schlussfolgerungen aus dem heutigen Tag sind eine Beteiligung von Kindern im Hilfeplan stärker zu fordern/zu fördern, die Behindertenverbände in den Diskurs vor Ort einzubeziehen und die Umsetzung des Gesetzes zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen (Bundesteilhabegesetz – BTHG) vor Ort zu diskutieren. Ansonsten gab es eine eher verhaltene Diskussion, da die Gesetzesreform noch nicht verabschiedet ist.

In seiner Abschiedsrede wagte Herr Isermeyer einen kleinen Ausblick auf die kommende Zeit. Dabei legte er den Schwerpunkt auf die kommunalpolitischen Gestaltungsspielräume und die damit verbundene Verantwortung bei der Umsetzung des SGB VIII in die Praxis. Er lud die Fachöffentlichkeit dazu ein, sich am Fachdiskurs vor Ort zu beteiligen. Vortrag Herr Isermeyer