„Ich nehme viele Namen und mir jetzt bekannte Gesichter mit“, bilanzierte am Dienstag Dr. Christopher Koßagk, Oberarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Helios-Klinikums Bad Saarow, für sich den ganz praktischen Nutzen der Kinderschutzkonferenz des Landkreises Oder-Spree. Über 100 Teilnehmer aus Verwaltung und Politik, Mediziner, Juristen sowie Mitarbeiter bestehender Netzwerke haben sich am 2. Dezember 2014 im Spreepark Beeskow über Konzepte ausgetauscht, die helfen sollen, allen Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen und in Krisensituationen abgestimmtes Handeln zu erleichtern um schnelle Hilfen zu sichern. Vorgestellt wurden Beispiele aus Eisenhüttenstadt, Storkow und Fürstenwalde. Hier fanden in den letzten Jahren die intensivsten Vernetzungsaktivitäten statt. Die Konferenzteilnehmer gehörten auch zu den Ersten, die einen Blick in den druckfrischen Wegweiser für werdende Eltern werfen konnten, den der Landkreis Oder-Spree neu herausgegeben hat.

„Wir knüpfen heute nicht noch ein Netzwerk. Wir qualifizieren etwas, was wir seit vielen Jahren haben“, brachte Landrat Manfred Zalenga das Anliegen der Tagung auf den Punkt. Auch Hans Leitner, Leiter der Fachstelle Kinderschutz in Brandenburg, meinte, mit der Ziffer „1“ vor der Kinderschutzkonferenz habe der Landkreis sich unter Wert verkauft, weil er das Thema schon lange auf der Agenda habe. Gute Erfahrungen hat der Landkreis unter anderem mit seinem Netzwerk „Starke Familien – Gesunde Kinder“, den vier Eltern-Kind-Zentren in Grünheide, Storkow, Briesen und Eisenhüttenstadt, den beiden Familienzentren in Beeskow und Woltersdorf gemacht. „Diese Anzahl solcher Anlaufstellen für Eltern und ihre Kinder ist keine Selbstverständlichkeit in Brandenburgs Landkreisen“, findet Martin Isermeyer. Der Leiter des Jugendamtes in Oder-Spree wies allerdings auch darauf hin, dass es schwierig sei, Hilfen punktgenau zu platzieren. Gerade jene Eltern rechtzeitig zu erreichen, die – häufig verschärft durch soziale und ökonomische Konfliktlagen – Unterstützung im Alltag mit ihren Kindern benötigen, erweise sich als enorme Herausforderung. „Wir wollen mit unseren Netzwerken Kinder nicht erst dann auffangen, wenn akute Gefährdungssituationen eingetreten sind. Uns geht es in erster Linie um regional verankerte Netze, die präventiv wirken. Das ist nichts, was wir als Landkreis von oben verordnen können.“ Vielmehr schaue sich das Jugendamt die Erfahrungswerte vor Ort an und entwickle daraus „Leitplanken“.

Ein starkes Plädoyer für die bessere Information über bestehende regionale Hilfen hielt in der Diskussionsrunde am Nachmittag Klinikarzt Christopher Koßagk und regte an, dass der Landkreis auch Fortbildungsveranstaltungen von Ärzten oder Hebammen nutzt, um Beratungsangebote für hilfebedürftige Eltern und Kinder vorzustellen. Diese Kooperation aller, die beruflich mit Kindern und ihren Familien in Kontakt sind, hält Jeanett Wenk, Kinderschutzkoordinatorin des Landkreises Oder-Spree, für besonders wichtig: „Wir haben in den letzten anderthalb Jahren Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen, Schulungen für unterschiedliche Zielgruppen realisiert und in einigen Regionen des Kreises sind erste Netzwerkstrukturen der Frühen Hilfen entstanden, die sich speziell an Eltern mit Kindern von null bis drei Jahren richten. Die wollen wir ausbauen.“ Dauerhaften Erfolg können solche Netzwerke nur bringen, wenn sie für die Mitstreiter Mehrwert haben und die Akteure sich nicht verheddern, das hatte Hans Leitner hervorgehoben. Er gab den Konferenzteilnehmern zum Abschluss mit auf den Weg: „Bei allem, was wir in den Netzwerken tun, dürfen wir die Frage nicht aus den Augen verlieren: Was nutzt es dem Kind?“

Mario Behnke
Pressestelle